Zum Geburtstag haben meine Mama und ich für unsere liebe Freundin Leonie drei Paar Servietten angefertigt. Jedenfalls das Färben. Das Nähen hat natürlich meine Schneiderin Ute übernommen. Als ich mit meinen Eltern zu Besuch bei Leonie und Christian war, hatten wir beim Brunch das Thema Servietten. Vielmehr kam das Thema nachdem Brunch auf, als Leonie unsere Servietten zusammenpackte – teilweise benutzt, teilweise nicht – und sie meinte, dass es eigentlich ziemlich schade sei, so halb benutzte Servietten wegschmeißen zu müssen. Klar, sie haben ihren Zweck erfüllt.
Kurze Einleitung
Damit du verstehst, wo du hier gelandet bist und was das Ganze soll: Während sich die Idee dieses Labels entwickelte, stellte ich
während meiner Recherchen fest, dass man Stoffe mit Pflanzen färben kann. Als ich das zum ersten Mal gelesen hatte, war ich so begeistert, dass für mich ganz klar war: Das isses! Aktuell färbe ich noch auf direkten Kundenwunsch, zukünftig wird es aber auch standardmäßig hier im Shop pflanzengefärbte Kleidungsstücke geben. Hier kannst du unsere Projekte entdecken.
Servietten für Leonie
Geschenk für eine liebe Freundin
Allerdings ist es irgendwie nicht ganz verhältnismäßig, für ein oder zwei Mal Mund abwischen einen so großen Aufwand für die Herstellung von Papierservietten zu betreiben. So meinte sie, sie hätte wahrscheinlich ein besseres Gewissen, wenn sie Stoffservietten hat, die sie waschen und somit wiederverwenden kann. Einige Wochen vor Leonies Geburtstag erinnerte sich meine Mama an diese Situation und meinte zu mir: „Lass uns Leinenservietten mit Pflanzenfärbung für Leonie machen.“ Also überlegten wir uns: Menge, Größe, Design. Wir haben ein Paar mit Blauholz, ein Paar mit Krappwurzel und ein Paar mit wilder Mischung hergestellt.
Leinenhosen mit Ecoprint
Im Kundenauftrag von Christiane und Joe
An Leonies Geburtstag lernten wir Christiane und Joe kennen. Christiane erzählte und zeigte mir Bilder von ihrem kreativen Hobby – sie töpfert ganz tolle Figuren, Schüsseln usw. sogar mit verschiedenen Farben. Daraufhin zeigte ich ihr unsere Servietten und sie war vollkommen begeistert. Auch ihrem Mann Joe gefielen die Servietten so gut, dass er mich beauftragte, ihm eine Leinenhose mit auffälliger Pflanzenfärbung herzustellen. Er erzählte, dass er seit Langem auf der Suche nach einer bunten Herrenhose sei, er aber leider keine finde. Für mich war das eine große Ehre und zugleich auch eine große Herausforderung, da ich zuvor noch kein Kleidungsstück mit Kontaktfärbung oder auch Ecoprint angefertigt und verkauft hatte. Christiane schloss sich ihrem Mann an und beauftragte mich ebenfalls mit einer pflanzengefärbten Leinenhose. An dieser Stelle danke ich euch noch einmal für euer Vertrauen. Der Prozess war/ist relativ aufwendig, denn ich hatte noch keine Erfahrung im Bereich Design. So musste ich erstmal überlegen, welche Pflanzenteile ich verwende, also welche Farben auch auf einer größeren Fläche in Kombination gut wirken und schön aussehen. Ich habe einige Muster erstellt, die ich den beiden dann präsentierte. Nach getroffener Musterwahl habe ich alle ausgeschnittenen Stoffteile vorbereitet (entschlichtet und gebeizt - wenn du mehr darüber erfahren möchtest, klicke unten auf den Knopf „Das Färben mit Pflanzen“). Nun habe ich jedes einzelne Stoffteil der Hose entsprechend bearbeitet. Das bedeutet, die verschiedenen Pflanzenteile draufgelegt, draufgesprüht oder geträufelt. Die Stoffteile habe ich dann auf einem Wickelkern (PVC-Rohr) aufgewickelt und in einen Einkochtopf gestellt, der durch Erhitzen von Wasser Wasserdampf erzeugt. Durch den Wasserdampf werden die Farbpigmente auf den Stoff „gedruckt“.
Hoodie für Christian
Bis jetzt das aufwändigste Projekt für meinen lieben Christian
Christian hat sich bei mir einen Hanfhoodie bestellt. Naja, der Stoff besteht nicht gänzlich aus Hanf. 55 % aus Hanf und 45 % aus Bio-Baumwolle. Trotzdem ein sehr robuster und schöner Stoff! Jedenfalls gab er mir keine bestimmte Vorgabe, ich solle mich einfach mal austoben. Nur bunt wollte er nicht.„Möglichst grau oder schwarz“ sagte er. Oh je. Zu der Zeit experimentierte ich mit pflanzlicher Tinte. Nach einer Anleitung im Internet habe ich eine interessante Farbe mit Galläpfeln +Eisensulfat erzielt. Nicht ganz schwarz, kam dem aber schon nahe. Der Gallapfel ist eine rundliche Verformung, die an der Unterseite verschiedener Blätter zu finden ist.
Verantwortlich dafür ist die Gallwespe, die ihre Eier mit Hilfe ihres Legestachels in eine Blattader legt. Angeregt durch den Speichel der Gallwespenlarve produziert der Baum nun den Gallapfel. Der Baum wehrt sich gegen die Gallwespenlarve und produziert Gerbstoffe, die die Entwicklung der Larven behindern sollen. Zermahlen kann man in Verbindung mit Wasser und z. B. Eisensulfat grau-schwarze Farbtöne erzielen. Eisensulfat + Wasser ergibt ganz einfach Rostwasser. Ich dachte mir, vielleicht funktioniert das ja auch auf dem Stoff. Aber einfach nur grau oder schwarz färben war mir zu einfach. Daher überlegte ich mir, was ich machen kann, um Christian so richtig zu begeistern.
Mit Galläpfeln habe ich den Stoff mehrmals gefärbt. So habe ich ein dunkles Beige hinbekommen. Das Rostwasser habe ich angesetzt und in einen Zerstäuber gegossen. Vorher hatte ich mir eine Schablone im Internet rausgesucht, die meinem Gefühl nach perfekt zu Christian und seinen Tattoos passt. Er steht eigentlich eher auf keltische Symbole, aber diese ägyptischen Symbole fand ich sehr ansprechend und dann habe ich nach einer Woche Überlegung bestellt. Mit dem Zerstäuber habe ich das Rostwasser auf den Hoodie gesprüht. Die Reaktion von Gallapfel und Rostwasser ergab dann einen anthrazitfarbenen Ton, ich war so begeistert. Der Aufwand hatte sich sowas von gelohnt.
